Im Jahr 2019 wurden die Rückbauaktivitäten, mit dem Ziel den direkten Rückbau und Abbruch der GHZ und Nebenanlagen bis zur „grünen Wiese“ umzusetzen, intensiviert.
Der Rückbau der GHZ wird in einzelnen Abschnitten erfolgen. Derzeit werden u. a. die „vorbereitenden Maßnahmen“ zum Rückbau durchgeführt. Dazu zählen beispielhaft die folgend aufgeführten Tätigkeiten.
In der Planung
- Erstellung eines Rückbaukonzepts mit anschließendem Einreichen bei der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde zwecks Erlangung der atomrechtlichen Zustimmung (bereits erfolgt),
- Erstellung eines konventionellen Gebäudeschadstoffkatasters (bereits abgeschlossen),
- Feststellung der radiologischen Situation mit anschließender Erstellung eines radiologischen Zustandberichts,
- Modellierung der GHZ mittels BIM (Building Information Modeling) (bereits abgeschlossen) und
- Planung der Erweiterung von Sanitär-, Umkleide-, Aufenthaltseinrichtungen und Bereitstellungsflächen zur Vorbereitung auf die rückbaubedingten Personalzuwächse und Abbaumassen.
Operativ
- Entfernung aller Kernbrennstoffe und sonstiger radioaktiver Stoffe aus den GHZ,
- Durchführung von Zerlege-, Aufräum- und Reinigungsarbeiten der Zelleneinrichtung,
- Durchführung von Laserscanaufnahmen in den GHZ und Nebenanlagen für das BIM (Building Information Modeling) (bereits abgeschlossen),
- Durchführung der Beprobung für die Gebäudeschadstoffermittlung und die radiologische Anlagencharakterisierung (bereits abgeschlossen) und
- Umsetzung der Erweiterung von Sanitär-, Umkleide-, Aufenthaltseinrichtungen und Bereitstellungsflächen.
Parallel zu den „vorbereitenden Maßnahmen“ werden im betrieblichen Rahmen bereits Zelleneinrichtungen, z. B. die AVR Brennelemententsorgungseinrichtung zurückgebaut und Genehmigungsunterlagen für den Rückbau weiterer Zelleneinrichtungen, i. W. der Elektronenstrahlanlage JUDITH, die der Durchführung von Materialuntersuchungen für den Bau des Fusionsreaktors ITER diente, erstellt.
Im Rahmen der „Vorbereitenden Maßnahmen“ werden u. a. wichtige Basisdaten für die Rückbauplanung ermittelt, räumliche und anlagentechnische Gegebenheiten verifiziert sowie Umbaumaßnahmen geplant und realisiert. In diesem Kontext werden die radiologische Anlagencharakterisierung, die konventionelle (Gebäude-) Schadstoffermittlung und die Bestandsdatenerfassung durchgeführt. Die vorgesehenen Umbaumaßnahmen dienen zudem in erster Linie dazu, die räumlichen Kapazitäten, z. B. der Sanitär- und Aufenthaltsbereiche an den rückbaubedingten Personalzuwachs anzupassen.
Die „Bestandsdatenerfassung“ wird in den GHZ durch eine „Building Information Modeling“-Software (kurz: BIM, deutsch Bauwerksdatenmodellierung) unterstützt. Hierfür wurden bereits in den Monaten März bis Mai 2020 Laserscanarbeiten innerhalb und außerhalb der GHZ durchgeführt. Die Scandaten des gesamten Gebäudekomplexes wurden zusammengefügt und mit Fotoinformationen ergänzt. Das Punktwolkenmodell erlaubt bereits virtuelle Anlagenbegehungen und das Abgreifen von Abmaßen sichtbarer Oberflächen.
Aus dem Punktwolkenmodell ist das Volumenmodell abgeleitet worden. Moderne CAD-Software erkennt Geometrien und ersetzt diese mit entsprechenden Bauteilen aus umfangreichen Bauteilbibliotheken. Trotz der guten Vorarbeit bleibt noch genug Arbeit für die Kolleginnen und Kollegen u. a. für die Prüfung der Bauteile und die Modellierung von verdeckten (nicht sichtbaren) Einbauten. Eine Herausforderung bei der Modellierung ist hierbei u. a. die Sichtung von Bestandsunterlagen aus den 60er Jahren. Die zum Teil auf Pergamentpapier erstellten Zeichnungen sind stark vergilbt und nur noch schlecht lesbar.
Mit der Erstellung der Bauteile werden diese je nach Anforderung zu Bauteilgruppen zusammengefasst. Diese Zusammenfassung ermöglicht u. a. das Visualisieren einzelner Bestandteile der technischen Gebäudeausrüstung (TGA), wie z.B. der Lüftungsanlage und der Medienversorgung.
Nach der Modellierung werden den Bauteilen Informationen, wie z. B. die Materialart, Angaben zu radiologischen Kontaminationen und Gebäudeschadstoffen zugeordnet. Die Umsetzung dieses Abschnitts stellt einen großen Nutzen für die Planerinnen und Planer dar. Vor Ort Begehungen können deutlich reduziert werden und die Suche nach Unterlagen gestaltet sich einfacher. Eine umfangreiche Implementierung der Daten ist allerdings sehr aufwändig und erfordert das kontinuierliche Einpflegen und Aktualisieren von Informationen, so dass es sich hierbei um einen fortlaufenden Prozess handelt.
Ende 2021 sind die Modellierungsarbeiten abgeschlossen worden. Bereits jetzt steht dem Rückbauteam damit ein Handwerkzeug zur Verfügung, welches die Planung deutlich erleichtern und damit den Rückbauablauf beschleunigen wird.
Zu den wesentlichen Aufgaben der Betriebsmannschaft der Große Heiße Zellen gehören:
- Überwachung, Prüfung und Instandhaltung der infrastrukturellen und strahlenschutztechnischen Einrichtungen zur Aufrechterhaltung eines genehmigungskonformen Betriebes unter Berücksichtigung des Rückbaufortschritts
- Aktualisierung genehmigungsrelevanter Unterlagen (BHB, PHB, etc.) entsprechend der aus dem Rückbau resultierenden Änderungen des Anlagenzustandes
- Ünterstützung, Beratung und Prüfung der durch die Rückbauplanung erstellten Unterlagen hinsichtlich der Einhaltung der atomrechtlichen Genehmigung
- Kommunikation mit Behörden und Gutachtern
- Durchführung von Fernhantierungstätigkeiten in Heißen Zellen
- Modifizierung, Erprobung, Fertigung und Anwendung von Werkzeugen und anderen Hilfsvorrichtungen vor dem Hintergrund der erforderlichen Fernhantierung
- Unterstützung der Rückbauausführung bei operativen Tätigkeiten
- Vorbereitung der Abgabe konventioneller und radioaktiver Reststoffe aus den GHZ
- Zerlegung und Homogenisierung von demontierten Betonstrukturen in der Betonbehandlungsanlage als Vorbereitung einer Materialfreigabe